Schon öfters habe ich gehört, weil ich ja die entsprechende Bildung hätte und mich gut ausdrücken könne, auch deswegen schreiben kann.
Ich muss aber sagen:
Um gut schreiben zu können, braucht man erstmal eine wirklich innere Motivation, eine die von Herzen kommt.
Bei mir entstand diese Motivation, als ich als Krankenschwester in der Psychiatrie gearbeitet hatte und mir immer wieder die Frage gestellt habe „Wie wird man psychisch krank?“
Die Ärzte damals Ende der 60er Jahren konnten keine Antwort darauf geben. Das waren u.a. Augenärzte, die zwangsläufig auch das Fach Psychiatrie in ihrer Ausbildung durchlaufen mussten, und die Psychotherapie hatte noch keinen Namen. Damals versuchte man in der Psychiatrie mit Beruhigungsmittel und Stimulanzien, naja und mit Körbchen basteln zu therapieren. Ach ja, Elektroschocks wurden noch unternommen u.a. bei Leuten, die sie sehr apathisch waren.
Stellen Sie sich folgende Situation vor:
Da gibt es einen sogenannten Aufenthaltsraum und die Leute sitzen dort zum Teil auf Stühlen oder laufen hin und her. Eine von diesen Frauen saß apathisch in der Ecke. Sie musste sogar gefüttert und auf Toilette begleitet werden.
Ich habe mitbekommen, wie sie immer wieder neue Elektroschocks bekam. Vielleicht könnt ihr euch das vorstellen. Das läuft so ähnlich ab wie bei einer Wiederbelebung mit einem Defibrillator, und du siehst, wie der Körper sich nach oben bewegt. Ich fand das sehr beängstigend. Es gab keine andere Mittel, keine Gespräche eben, nur dieses Körbchen basteln, rumsitzen und Elektroschocks.
Ich habe mir sehr viel Mühe gegeben, den Leuten Geschichten vorzulesen, Sommerfeste zu veranstalten, Musik aufzudrehen, sogar eine Schallplatte mit Walzer mitgebracht. Zwei Frauen begannen zu tanzen, aber erfolgreich kann man das nicht wirklich nennen.
Insgesamt und deswegen habe ich mir gesagt: OK – ich hatte ja nur neun Jahre Volksschulabschluss – ich werde studieren, und zwar das Fach, das ihnen helfen kann!
Ich meldete mich im Abendgymnasium in Berlin an, wurde auch angenommen und habe derweil Nachtwache im Schöneberger Krankenhaus geschoben.
Dazwischen kam die Friedensarbeit, denn ich kam zu dem Schluss: Wenn
ich für den Weltfrieden arbeite, kann ich mehr erreichen als für ein paar psychisch Kranke.
Mir wurde klar:
Wir brauchen alle die richtige Ausrichtung, die entsprechende Motivation und Lebensbild, um erst gar nicht seelisch krank zu werden.
So viele verzweifeln am Leben, und es gibt viele Gründe, wie ich inzwischen festgestellt habe, warum Menschen psychisch krank werden. Aber ich bin überzeugt, wenn wir ein konstruktives Ziel verfolgen, das eigentlich alle anstreben, erreichen wir mehr und arbeiten prophylaktisch gegen psychische Erkrankungen.
Mit meiner Welt-Friedensarbeit stieß ich auf Geschichten, ganz besonders in der Nachbarschaftshilfe in New York, die mir einfach zu Herzen gingen und ich mir sagte: „Das ist jetzt wirklich zu schade, einfach nur zu hören und weg ist es.“
Das habe ich deutlich gespürt:
Warum schreibt man das nicht auf, das hätte ich schon längst machen sollen, es waren die 70er Jahre und jetzt sind schon über 50 Jahre vergangen!
Heute kommen immer mehr Leute darauf, ihre Geschichten zu schreiben, weil sie langsam erkennen, wie wertvoll das ist, welche Erfahrungen sie gemacht haben.
So ging es weiter:
Ich habe mich dann autodidaktisch zum einen weitergebildet, zum anderen habe ich sage und schreibe tatsächlich ein Studium mit einer Aufnahmeprüfung gemacht an der Hochschule für Wirtschaft und Politik in Hamburg, und auch dafür habe ich mich autodidaktisch weitergebildet, um die Prüfung bestehen zu können. Hinterher habe ich noch mehr übers Schreiben gelernt, ich habe mich ständig weiter entwickelt, in etlichen Büchern, in Kursen, in Seminaren und bin immer noch dabei, noch besser schreiben zu können.
Wie gesagt:
Dass ich so schreibe, wie ich schreibe, ist das Ergebnis an erster Stelle von meiner inneren Motivation, meinen Erfahrungen und natürlich der Wille, auch etwas dafür zu tun.
Und ich sage ganz deutlich: Jeder kann schreiben lernen, wenn er es denn will und den Sinn dahinter versteht, ganz besonders, wenn es um das eigene wertvolle Leben geht, um seinen Sinn und Wert dahinter zu erkennen.
Schreibe einen Kommentar