Ich sitze im aufgeräumten Wohnzimmer mitten im Slum der Süd-Bronx /New York mit einem Familienvater aus einem Dorf in Ghana. Er erzählt mir über sein Leben dort und wie er sich nun in New York fühlt. Der erste Unterschied wird mir schon klar, als ich vor seiner Wohnungstür eines Mehrfamilienhauses aus rotem Backstein mit Feuerleitern stehe.
Bevor er mir öffnet, vergewissert er sich durch die Haustürsprechanlage, wer ich bin und was ich will. Dann öffnet er einen kleinen Spalt die Wohnungstür und schaut mich durch eine Gittertür an. ‚Hi, can we talk together?‘ Ich erkläre ihm, dass ich in der Nachbarschaftshilfe in dieser Gegend arbeite. Nun öffnet er die Gittertür als auch seine Wohnungstür, die mit einem Riegel verschlossen war und bittet mich hinein. Ich erfahre von ihm, dass Nachbarschaftshilfe in seinem ghanaischen Dorf gar nicht erst erwähnt werden muss, da es selbstverständlich ist, dass man sich gegenseitig hilft und die ‚Mamas‘ nicht nur auf ihre eignen, sondern auf alle Kinder des Dorfes aufpassen und die Türen stets geöffnet sind. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass er zunächst einen Kulturschock bekam. Das war damals in den 70er Jahren, als der größte Teil der Bronx einer der ärmsten Bezirke New Yorks war und die Kriminalität sowie der Einzug von Drogenhandel hohe Quoten aufwiesen.
Während er erzählt, bewegt sich etwas in meinem Herzen und mein Interesse an seinem Leben nimmt rapide zu.
Wie es weiterging
Durch meine weiteren Reisen in diesem und anderen Ländern erfuhr ich von unendlich vielen Geschichten, die nicht erzählt wurden und es wert sind aufgeschrieben zu werden, was mich intensiv beschäftigte.
In mir entwickele sich der brennende Wunsch, über Menschen und ihre Schicksale zu schreiben. Der Entschluss war gefasst, das zu meinem Beruf zu machen.
Mein Resümee
Wenn die Geschichten ganz normaler Menschen nicht geschrieben werden, erfährt die Nachwelt nicht die volle Wahrheit über die Zeiten und ihren Begleiterscheinungen, in der diese Menschen lebten. Oder die Geschichten werden anders erzählt.
Die geschriebenen Geschichten können helfen, durch tieferes Verstehen der einzelnen Familienmitglieder die Verbindungen innerhalb der Familien zu festigen, wenn die Geschichten ehrlich und authentisch geschrieben werden.
Vorurteile sowie Bewertungen werden entkräftet, wenn wir ein tieferes Verständnis für andere Kulturen und ihren Bewohnern erlangen, was ein substanzieller Beitrag zum Frieden weltweit beitragen kann, den wir uns alle wünschen.
Die eigene Lebens- oder Familien Geschichte unbekannter Persönlichkeiten und ihren persönlichen Erfahrungen sollten unbedingt festgehalten werden. Darin ist authentisches Material enthalten voller emotionaler Betroffenheiten, die zu Herzen gehen und das erzählen, was sich als Ergebnis im Sammeltopf von Gesellschaft und Politik befindet.
Wie gerne hätte ich damals über die Geschichte dieses ghanaischen Familienvaters und seiner Familie geschrieben, und ich frage mich, was aus ihn geworden ist. Diese und ähnliche Erlebnisse durch meine Weltreisen waren der Funke, der in mir das Feuer des Schreibens entbrannte, so dass ich danach begann, Geschichten unbekannter Persönlichkeiten zu schreiben. Denn das Leben erzählt die besten Geschichten und sollten für die Nachkommen festgehalten werden, damit diese ihre Eltern und Großeltern besser kennenlernen und die Möglichkeiten haben, eine tiefere Verbindung zwischen der Generation und den Kulturen weltweit herzustellen.
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